ORGANISCHES LERNEN
Das Lernen in der Feldenkrais-Methode bezeichnen wir als organisches Lernen. Es orientiert sich an der Art und Weise, wie wir in unseren ersten Lebensjahren, in der Phase der Bewegungsentwicklung, neue Handlungen und die grundlegenden Bewegungsmuster (Greifen, Rollen, Sitzen, Stehen, Gehen usw.) erlernt haben. Das organische Lernen basiert auf dem Ausprobieren, Experimentieren, Variieren, Verwerfen des Ineffektiven und Wiederholen des funktional Angemessenen. Das organische Lernen ist von Neugierde geleitet und mit Spaß verbunden.
Moshé Feldenkrais in „Die Entdeckung des Selbstverständlichen“:
„Organisches Lernen ist individuell und (…) kümmert sich nicht um die Bewertung etwaiger Ergebnisse als gut oder schlecht. Es wird einzig von dem Gefühl der Befriedigung gelenkt, das sich einstellt, wenn jeder neue Versuch als weniger ungeschickt empfunden wird als der vorangegangene …“
BEWEGUNGSGEWOHNHEITEN
Die wichtigsten Bewegungsabläufe, die wir im Kleinkindalter entwickeln (z.B. Rollen, Sitzen, Stehen, Gehen), werden automatisiert und laufen weitgehend unbewusst ab, ebenso die vielen Alltagshandlungen, die wir uns im weiteren Leben aneignen. Diese automatisierten Bewegungsabläufe befähigen uns zwar, sie schnell und ohne weiteres Nachdenken auszuführen, sie können jedoch auch zur Hemmnis werden, wenn sich unsere Lebensbedingungen oder die Möglichkeiten unseren Körpers verändern. Dann wird es notwendig, die automatisierten Handlungsmuster zu überprüfen und sie an die veränderte Situation anpassen. Geschieht dies nicht, reagieren wir stereotyp und können neuen Herausforderungen nicht standhalten.
Durch Achtsamkeit in der Bewegung können wir Handlungsweisen, die nicht mehr im Einklang mit unseren Wünschen oder aktuellen Lebensanforderungen stehen wahrnehmen, überprüfen und verändern.
LEICHTIGKEIT
Das Merkmal aller gut organisierter, effizienter Bewegungen ist, dass sie mit Leichtigkeit ausgeführt werden. Daher wird in der Feldenkraisarbeit die Anstrengung vermieden. Wir sind aufgefordert Bewegungsweisen zu finden, die mit wohltemperiertem Muskeltonus und mit natürlich fließendem Atem ausgeführt werden können. Gelingt uns dies, können wir die Bewegung genießen, die Bewegungslust entfaltet sich.
Moshé Feldenkrais:
Wir wollen „das Unmögliche möglich, das Mögliche leicht und das Leichte elegant machen“
MOSHÉ FELDENKRAIS
Dr. Moshé Feldenkrais (1904-1984) war Physiker, Judomeister und begeisterter Verhaltensforscher. Er wurde 1904 in Russland geboren. 1919 wanderte er nach Jerusalem aus. Er studierte in Paris, promovierte in angewandter Physik und arbeitete am Joliot-Curie-Institut. Er erhielt 1936 als erster Europäer den schwarzen Gürtel in Judo. Eine Knieverletzung veranlasste ihn, sich intensiv mit Bewegungsabläufen und menschlichem Lernverhalten zu befassen. In den Vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts legte er die theoretischen Grundlagen seine Methode zur Optimierung menschlicher Handlungsabläufe an. 1949 erschien seine erste Studie dazu unter dem Titel „Body and Mature Behavior“. Nach dem Krieg übernahm er die Leitung des wissenschaftlichen Forschungsinstitutes des israelischen Verteidigungsministeriums. Gleichzeitig entwickelte er seine Methode weiter und lehrte sie in Israel und den USA. Unter seinen Schülern waren Persönlichkeiten wie David Ben-Gurion, Yehudi Menuhin, Margaret Mead, Peter Brook. 1984 starb Moshé Feldenkrais in Tel Aviv.
EINSATZ DER METHODE
FELDENKRAIS findet Anwendung in verschiedenen Lebensbereichen, zur persönlichen Entfaltung, im Coaching, in Ausbildungen von Musikern, Schauspielern, Tänzern, im Sport, im Rahmen der Physiotherapie und in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Unabhängig davon in welchem Bereich sie Anwendung findet, hilft uns diese Methode unsere Handlungen an unsere persönlichen Begabungen und Bedürfnisse anzupassen. Wir können uns als selbständige, kreative Persönlichkeiten erleben und über harmonischer werdende Bewegungen zu mehr Gelassenheit und Selbstwirksamkeit finden.